Herzlichen Glückwunsch: 25 Jahre Fakultät Maschinenbau

Interview mit Professor Gerald Sitzmann zu seinem 25-jährigen Jubiläum an der Hochschule und dem 25-jährigen Jubiläum der Fakultät Maschinenbau

Porträt von Professor Sitzmann

Mann der ersten Stunde: Professor Gerald Sitzmann

THI Gebäude von oben

Die Hochschule vor 25 Jahren

Herr Professor Sitzmann, wie war es damals, als Sie an der Hochschule angefangen haben? Erzählen Sie mal …

Mein erstes Semester an der THI habe ich noch als Lehrbeauftragter absolviert, denn die Einstellungsformalitäten hatten sich etwas in die Länge gezogen. Die Aussage des Ministeriums dazu war damals „bei Ausländern dauert es immer etwas länger …“. Dazu muss man wissen, dass ich in Hessen geboren bin und in Niedersachsen promoviert habe.

Als ich an der Hochschule begonnen habe, war das auch der Anfang der Fakultät Maschinenbau. Wir waren zu Beginn insgesamt vier Dozenten, die den kompletten Studiengang Maschinenbau bedient haben, da verging viel Zeit mit der Vorbereitung von Vorlesungen.
Dazu kam, dass die Baumaßnahmen den Lehrbetrieb erheblich erschwerten. Es wurde am heutigen Mensagebäude – das war die ehemalige Kleiderkammer der Bundeswehr – noch gebaut und man konnte in der Vorlesung stellenweise den Handwerkern bei der Arbeit zusehen und zuhören …
Die ersten Studiengruppen waren im Vergleich zu heute noch überschaubar – 26 Studierende im ersten Semester Maschinenbau waren es, aber alle hoch motiviert …

Was waren Ihre ersten großen Aufgaben/Themen?
Zum einen hatte ich organisatorische Aufgaben beim Aufbau des Studiengangs. Es gab zu Beginn ja noch keine Fakultäten, die Betriebswirte haben 1994 zuerst gestartet (noch an der Hohen Schule), dann folgten 1996 die Wirtschaftsingenieure und 1997 der Maschinenbau im renovierten Mensagebäude an der Esplanade.
Aufgrund meiner beruflichen Erfahrung – ich durfte Prüfstandstände für die Automobilindustrie entwerfen – konnte ich mich in der Planung des Neubaus der THI engagieren. Dies war gar nicht so einfach: Die Planungen waren schon weit fortgeschritten, die Lehr- und Forschungsschwerpunkte jedoch noch nicht definiert und Dozentinnen und Dozenten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten noch gefunden werden.
Grundlage der damaligen Planungen war im Prinzip: nehmen wir doch die Planung des letzten Neubaus einer bayerischen Hochschule und machen alles ein wenig kleiner … Sie können sich vorstellen, dass dies an vielen Stellen dann zu Änderungswünschen geführt hat. Beispiele dafür waren besonders im Bereich der Labore zu finden wie: Krananlagen, Schwingfundamente, Schallisolierung, Kühlung und einiges mehr.

Was war für Sie das größte Highlight während der Zeit an der Hochschule?
Es gab für mich viele Highlights während des Aufbaus und in der Entwicklung unserer Hochschule. Die Einweihung des Neubaus im Jahr 1999 war schon ein besonderes Highlight für mich und die Kollegen.
Besonders fasziniert hat mich, welchen Gestaltungsspielraum wir beim Aufbau unserer Technischen Hochschule nutzen konnten. Auch wenn dafür die Mittel erst noch durch z. B. entsprechende Großgeräteanträge eingeworben werden mussten und natürlich auch nicht alle Ideen umgesetzt werden konnten.
Unsere Entscheidung damals, uns beim Aufbau der Laborlandschaft auf wichtige Kerngebiete zu konzentrieren, entsprechende Laborteams aus jeweils mehreren Kollegen zu bilden und dort die Ausstattung auf Industrieniveau anzustreben, hat sich erfolgreich bewährt.

Was waren die wesentlichen Veränderungen der Hochschule und auch der Fakultät?
Die technischen Studiengänge sind im Jahr 1996 mit den Wirtschaftsingenieuren gestartet, im Jahr 1997 kam der Studiengang Maschinenbau dazu und dann ging es quasi im Jahrestakt mit neuen technischen Studiengängen weiter. Den Aufbau wesentlich geprägt hat dabei in den Jahren 1998 bis 2012 unser Präsident Gunter Schweiger, der selbst ein Dozent des Maschinenbaus war.
Über viele Jahre haben wir mit den Studiengängen Wirtschaftsingenieurwesen, Fahrzeugtechnik, Luftfahrttechnik und Maschinenbau einen gemeinsamen Fachbereich – es war der Größte der Hochschule – gebildet, bevor wir uns 2019 in die zwei Fakultäten Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen geteilt haben.
Heute hat die Fakultät Maschinenbau sieben grundständige Bachelorstudiengänge und sechs Masterstudiengänge.

Wie sehen Sie die Fakultät und die Hochschule im Augenblick?
Wenn wir uns die Entwicklung der Studierendenzahlen, die aktuelle Bewerbersituation und die Rankings unserer Hochschule anschauen, dann haben wir doch einiges richtig gemacht.
Außerdem sind das Engagement in der Forschung und in der Weiterbildung weitere wichtige Standbeine unserer Fakultät.

Wie sehen Sie die Zukunft des Maschinenbaus?
Der Maschinenbau ist und bleibt ein wichtiges Fachgebiet, eine tragende Säule in den technischen Disziplinen. Natürlich werden sich neue Themenschwerpunkte integrieren, denke da nur an die Themenfelder der Digitaltechnik wie z. B. auch die virtuelle Produktentwicklung und die Künstliche Intelligenz. Auch für die immer wichtiger werdenden Felder der klimaschonenden, nachhaltigen Energieversorgung kann der Maschinenbau wichtige Impulse liefern. Diese Entwicklung sehen wir auch in den angebotenen Studienrichtungen. Gab es z. B. in den Neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts nur eine Studien- und Prüfungsordnung für den Maschinenbau in allen Hochschulen Bayerns, so kann heute jede Hochschule eigene Schwerpunkte in Form von sehr differenzierten Studiengängen setzen.

Wie hat sich die Lehre und der Umgang mit den Studierenden verändert?
Als Dozent, der noch in den ehemaligen Diplomstudiengängen unterrichtet und den Übergang zu den heutigen Bachelorstudiengängen begleitet hat, bemerkt man, dass die heutigen Studierenden sich weniger neben dem eigentlichen Studium engagieren (können). So fällt es uns z. B. deutlich schwerer, Studierende für Jobs in den Laboren oder als Tutor zu finden.
Natürlich finden neben den klassischen Lehrformen – nicht zuletzt wegen Corona – immer mehr digitale Formate Einzug in die Lehrveranstaltungen. Die Erfahrung der letzten Semester hat aber deutlich gezeigt, dass die praxisorientierten Laborpraktika in Präsenz nicht zu ersetzen sind.

Wie haben sich die Studierenden in dieser Zeit verändert?
Die Studierenden konzentrieren sich sehr auf den Abschluss. Leider bleiben die einen oder anderen und gerade auch Praxiserfahrungen auf der Strecke. Im Moment ist natürlich die Erfahrung aus den „virtuellen Semestern“ dominant. Hier ist gerade für die Studienanfänger zu beobachten, wie schwer es ist, in Teams zu arbeiten.

Was wünschen Sie sich für die Fakultät?
Ich würde mir wünschen, dass wir bei der Entwicklung unserer technischen Studiengänge einen Zustand erreichen, der über einen längeren Zeitraum Bestand hat und das Ziel einer fundierten, guten Ausbildung weiterhin vor der Quantität kommt.
Es gibt viele spannende Zukunftsthemen, bei denen auch der Maschinenbau mit seinen Ausprägungen gebraucht wird.

Vielen Dank für das Gespräch!