Vom Studierendenprojekt zum Exponat

Die THI-Professoren Peter Augsdörfer und Thomas Suchandt übergaben eine Replika des ersten Automobils der Welt an das Autoworld Museum in Brüssel. Der originalgetreue Nachbau des Gefährts war im Rahmen eines Studierendenprojekts mit der chinesischen Partnerhochschule South China University of Technology (SCUT) in Guangzhou entstanden.

Prof. Thomas Suchandt (l.) und Prof. Peter Augsdörfer (2.v.r.) bei der Übergabe des Fahrzeugs in Brüssel (Foto: THI).

Prof. Thomas Suchandt (l.) und Prof. Peter Augsdörfer (2.v.r.) bei der Übergabe des Fahrzeugs in Brüssel (Foto: THI).

Eigentlich begann die Geschichte 1671, als der Jesuitenmönch Ferdinand Verbiest für den Kaiser von China ein Gerät konzipierte, das ohne fremde Hilfe in Bewegung kam und blieb. Das war gut zweihundert Jahre vor Carl Friedrich Benz – und knapp ein Jahrhundert vor James Watt.

Verbiest war Chefastronom des Kaiserreichs China und wurde von verschiedenen Quellen als ein Ingenieur von „außerordentlicher Erfindungskraft und Vorstellungsgabe“ beschrieben. Historiker Dr. Dr. Gerd Treffer, der im Audi-Konfuzius-Institut Ingolstadt die Abteilung historische Projekte leitet, entdeckte die Erfindung des belgischen Missionars Verbiest bei Recherchen. Das Gefährt war vermutlich 60 Zentimeter lang, mitfahren konnte niemand. Verbiests Ziel war es, dem Kaiser die Möglichkeiten der Dampfkraft vorzuführen.

Es gibt keine Pläne von Verbiests Fahrzeug, sondern nur eine Beschreibung auf Lateinisch in einem am jesuitischen Standort Dillingen erschienenen Werk mit dem Titel „Astronomia Europaea“ . Das Journal stellt eine Übersicht über all das dar, was im wissenschaftlichen Bereich von den Jesuiten in China geleistet wurde – und es ist gewissermaßen eine Patentschrift avant la lettre.

Auf Grundlage von Verbiests Text haben Studierende der THI und der South China University of Technology (SCUT) in Guangzhou unter Leitung von Prof. Thomas Suchandt das erste wirklich fahrende Modell des Automobils rekonstruiert und nachgebaut.

Zunächst wurde dafür eine Machbarkeitsstudie erstellt. Dann wurde mit modernen Materialien aus Kunststoff und Metall ein Musterfahrzeug gebaut. Bei diesem Prototyp wurde der historische Dampfkessel zunächst durch einen Kompressor ersetzt, der den nötigen Druck erzeugt. Die Ergebnisse waren ermutigend, denn das Fahrzeug konnte fahren. Danach mussten in akribischer Feinarbeit historische Recherchen zur Mechanik angestellt werden. Zum Beispiel kann die Umlenkung von der senkrechten auf die waagrechte Achse der Räder nur mit hölzernem Korb- und Kammrad übertragen worden sein. Diese Technik war von den Wassermühlen bereits bekannt gewesen.

Im September 2021 war die Jungfernfahrt der Replika in Ingolstadt; im Juli 2023 wurde sie dem weltberühmten Autoworld Museum in Brüssel übergeben. Weitere Nachbildungen des Gefährts sind im Stadtmuseum Ingolstadt, an der THI bei "Mensch in Bewegung" und an der South China University of Technology in Guangzhou zu sehen.

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