REMO-Konferenz in Marokko: Wie die Einführung der E-Mobilität gelingen und zum Klimaschutz beitragen kann

Einige der Teilnehmenden der hybriden REMO-Konferenz

Der AUI-Präsident Dr. Amine Bensaid (Mitte) und Professor Wilfried Zörner (links) eröffneten die REMO-Konferenz

Wie Elektromobilität und erneuerbare Energien zusammen gedacht und entwickelt werden sollten, wurde auf der REMO-Konferenz am 07. November 2022 beim marokkanischen Partner Al Akhawayn University (AUI) in Ifrane mit Expertinnen und Experten diskutiert.

Mit über 100 Teilnehmenden aus Marokko, Tunesien und Deutschland bot die hybride Konferenz mit dem Titel "Electric Mobility and related Renewable Infrastructure: An Outlook from the Stakeholders" eine vielseitige Plattform für den Austausch zu den Themen der Energie- und Mobilitätswende.

Die Relevanz des Konferenzthemas wurde in den Eröffnungsreden von AUI-Präsident Dr. Amine Bensaid und Professor Wilfried Zörner, Leiter des Instituts für neue Energie-Systeme (InES), deutlich: „Um die Mobilitätswende zu meistern, ist nicht nur die technologische Machbarkeit entscheidend, sondern es bedarf auch einer Verhaltensänderung in der Bevölkerung und eines Bewusstseins für die große Verantwortung der aktuellen sowie zukünftigen Generationen", betonte Dr. Amine Bensaid.

Professor Wilfried Zörner unterstützte diesen Ansatz, indem er den Zusammenhang von Elektromobilität und den erneuerbaren Energien hervorhob. Denn Elektrofahrzeuge können nur dann eine nachhaltige Form der Mobilität sein, wenn der Strom sauber und nachhaltig ist. In diesem Zusammenhang verwendete er das Bild von Mutter und Kind, wobei die Mutter für die erneuerbaren Energien und das Kind für die „grüne“ Mobilität steht.

Am Vormittag konzentrierte sich die eintägige Veranstaltung auf den politischen Rahmen und die nationalen Ziele, die von Dr. Rachid El Mrabet (Direktor der Entwicklungsgesellschaft der öffentlichen Versorgungsbetriebe der Provinz Berkane Marafik, Marokko), Herrn Ernst-Benedikt Riehle (Projektleiter Internationale Kooperation der deutschen Denkfabrik Agora Verkehrswende) und Herrn Abdelhamid Gannouni (stellvertretender Leiter der Abteilung Energieeffizienz im Verkehrswesen, Nationale Agentur für Energiemanagement, Tunesien) vorgestellt wurden.

In den Vorträgen am Vormittag wurde deutlich, dass politische Regelungen unerlässlich sind, um Fortschritte bei der Erreichung der Ziele der Mobilitätswende bzw. der erneuerbaren Energien zu erzielen.
Einige Beispiele, darunter ein Konzept für die Einführung des elektrischen Nahverkehrs in der marokkanischen Provinz Berkane, zeigten die lokalen Bemühungen. Dort soll in den nächsten Jahren ein elektrisches Busnetz mit rund 100 elektrischen Bussen eingeführt werden.

Am Nachmittag waren neben einem etablierten und erfolgreichen Automobilzulieferer zwei junge Unternehmen aus Marokko und Tunesien vertreten, die ihre individuellen Herausforderungen im Hinblick auf die Mobilitätswende vorstellten:
Dr. Karl Reinhard Kolmsee, Leiter Produktportfoliomanagement Energiesysteme beim deutschen Automobilzulieferer Webasto SE, sprach sich für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit aus und erinnerte daran, dass gerade die deutsche Automobilindustrie den Wandel antizipieren muss, um erfolgreich und eine wichtige Säule der deutschen Industrie zu bleiben. Es wurde deutlich, dass gerade junge Unternehmen die derzeitige Aufbruchstimmung nutzen und oft schneller mit innovativen Lösungen auf den Markt kommen können.

Eines dieser Start-ups ist iSmart aus Marokko, der erste marokkanische Hersteller von Ladestationen für Elektrofahrzeuge. Laut Dr. Salima Sarikh von iSmart ist die Nachfrage nach Wallboxen jedoch noch sehr gering. Grund dafür sind fehlende politische Rahmenbedingungen und Anreizsysteme für die Anschaffung von E-Fahrzeugen sowie eine mangelhafte öffentliche Infrastruktur, die eine flächendeckende Einführung von E-Fahrzeugen bisher verhindert hat.

Frau Khadija Jallouli, Gründerin und CEO von HawKar aus Tunesien, stellte ihr Produkt vor, ein Elektrofahrzeug, das auf die Bedürfnisse von Menschen mit eingeschränkter Mobilität zugeschnitten ist. Laut Frau Jallouli bietet HawKar damit bedarfsorientierte Mobilitätsdienstleistungsprodukte für Menschen mit besonderen Bedürfnissen, die allein in Afrika und dem Nahen Osten rund zehn Prozent der Gesamtbevölkerung ausmachen.

Der intensive Austausch während der Konferenz zeigte zahlreiche neue Handlungs- und Kooperationsmöglichkeiten auf und verdeutlichte, dass der enge Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik entscheidend für die erfolgreiche Gestaltung der Energie- und Mobilitätswende ist. Der Konferenztag endete mit der offiziellen Einweihung der ersten Ladestation, die an der marokkanischen Partneruniversität AUI installiert wurde.

Die Konferenz war Teil des REMO-Projekts „Renewable Energy-based E-Mobility in Higher Education“, das einerseits die Weiterentwicklung von Studieninhalten in den Bereichen erneuerbare Energien und E-Mobilität zum Ziel hat, um in Marokko und Tunesien lokale Fachkräfte mit praktischem Know-how auszubilden. Zum anderen arbeiten die beteiligten Hochschulen Al Akhawayn University in Ifrane, die tunesische Université de Carthage - Ecole Nationale des Sciences et Technologies Avancées à Borj Cédria und das InES der Technischen Hochschule Ingolstadt gemeinsam mit Industriepartnern an aktuellen Forschungsfragen in diesem Bereich.

Das Projekt REMO läuft bis Ende 2023 und wird vom DAAD mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert.

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