Neuburg an der Donau – Im Rahmen der Neuburger Nachhaltigkeitsgespräche trafen sich am 30.04.2025 erneut engagierte Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft, um über die Zukunft des Konsums zu sprechen. Dabei gingen sie der zentralen Frage nach, wie dieser sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltig gestaltet werden kann. Die Veranstaltung brachte vielfältige Perspektiven zusammen und zeigte auf, wie viel bereits auf lokaler Ebene geschieht – aber auch, welche Herausforderungen noch bestehen.
In ihrem einführenden Impulsvortrag unterstrich Prof. Dr. Julia Blasch von der Technischen Hochschule Ingolstadt die Zentralität politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen für nachhaltiges Handeln. „Auf individueller Ebene ist ein vollständiger Verhaltenswandel schwer umzusetzen, weil wir in einem konsumorientierten System leben“, betonte sie. Es brauche neue Anreize, etwa im Wohnbereich oder durch veränderte Mobilitätsangebote sowie einen klaren politischen Willen, der beispielsweise Kreislaufdenken und -handeln fördert. Darunter wird verstanden, dass Konsumgüter möglichst lange genutzt und anschließend wiederverwertet werden. Dabei wird durch Teilen, Leasen, Wiederverwenden oder Reparaturen der Lebenszyklus von Gütern möglichst groß gestaltet. Erst danach werden sie, sofern möglich, recycelt.
Laura Beyeler von der BTU Cottbus-Senftenberg hob ergänzend hervor, dass nachhaltiger Konsum mehr sei als ein individueller Lebensstil. Vielmehr gehe es dabei um einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel. Sie sprach über das Konzept des „Konsumkorridors“, der nicht nur Unter-, sondern auch Obergrenzen für Ressourcenverbrauch setze. In einer freiheitlichen Gesellschaft sei entscheidend, dass dieser Wandel durch Dialog und nicht durch Zwang gestaltet wird.
Ein gelungenes Praxisbeispiel für suffizientes Handeln stellte Birgit Bayer-Kroneislin von der Stadt Neuburg vor: das Reparaturcafé, in dem seit zehn Jahren defekte Alltagsgegenstände von, mit und für Bürgerinnen und Bürger wieder funktionsfähig gemacht werden. Über 1600 Reparaturen habe man bereits durchführen können, über 50 % davon waren erfolgreich. Dabei geht es für Bayer-Kroneisl auch um das soziale Miteinander, denn „es geht nicht darum, etwas abzugeben, sondern gemeinsam zu lernen, wie man Dinge repariert“, sagte sie.
Auch die Stadtbibliothek Neuburg, vertreten durch Stefanie Martin, setzt sich für nachhaltigen Konsum im Alltag ein. „Medien ausleihen statt kaufen – das ist seit jeher unser Prinzip“, so Martin. Besonders beliebt seien aktuell Tonies und Edurinos, die speziell Kinder und Familien ansprechen. Mit rund 155.000 Ausleihen im vergangenen Jahr zeigt sich: Teilen und gemeinschaftliche Nutzung funktionieren.
Vivienne Kleinschmidt, Studentin der THI und Vertreterin des Vereins Our Future e. V., stellte verschiedene studentische Nachhaltigkeitsinitiativen vor: von Kleidertauschaktionen über ein Lebensmitteltauschregal in der Cafeteria bis hin zum Anlegen eines Blumenbeets beim Studihaus. Sie ist überzeugt: „Solche Projekte laden niedrigschwellig zum Mitmachen ein und sensibilisieren für nachhaltiges Verhalten.“
In der Abschlussdiskussion wurde deutlich: Nachhaltigkeit braucht mehr als technische Lösungen – sie braucht gesellschaftlichen Wandel. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass sowohl die Politik als auch die Wirtschaft, aber auch jede und jeder Einzelne Verantwortung trägt. Dabei gelte es, neue gesellschaftliche Normen zu etablieren, die Suffizienz – also weniger Konsum – nicht (nur) als Verzicht, sondern insbesondere auch als Gewinn an Lebensqualität deuten. Denn nur wenn gemeinsam gehandelt wird – in Kommunen, Unternehmen, Bildungseinrichtungen und privaten Haushalten – kann eine zukunftsfähige Konsumgesellschaft entstehen.