SEED – Forschungsaufenthalt: Ein erkenntnisreicher Einblick in die Lebensrealität der Bewohner einer informellen Siedlung in Nairobi, Kenia.

Exemplarische Straße der Nachbarschaft Kingstone mit illegalen Stromleitungen, die zu den verschiedenen Gebäuden führen

Ein Teil des Projektkonsortiums, bestehend aus Projektmitarbeitern der TU-K, THI & UBT, zu Besuch beim Vice Chancellor der TU-K zum Zweck der Vorstellung des SEED-Projekts (Bildquelle: Billy Mutai)

Eine Erkenntnis des Forschungsaufenthaltes war das Potential für Kühlung verschiedener verderblicher Güter, wie hier die Fische eines Marktstands

Ein potentieller Standort für den Energy-Hub, das geschützte Gelände der NGO MSDP

Im Rahmen des SEED Projekts fand im Dezember 2022 ein zweiwöchiger Forschungsaufenthalt in Kenia statt: Neben Mosambik ist Kenia das zweite Land, in welchem das Konzept des Energy-Hubs gemeinsam mit den SEED-Projektpartnern geplant wird. Es konnte nicht nur den eisigen Temperaturen Deutschlands entflohen, sondern ebenfalls ein erheblicher Projektfortschritt erzielt werden: Neben dem Treffen mit den Projektpartnern der Technical University Kenya (TU-K) stand insbesondere der Besuch der informellen Siedlung und Forschungsregion Kingstone im Stadtgebiet und Slum Mukuru an. Der Fokus des Aufenthalts lag auf der Besichtigung des potentiellen Standortes des Energy-Hubs, dem Analysieren der existierenden, lokalen Infrastruktur, dem Messen von elektronischen Geräten von Unternehmen der Nachbarschaft sowie der Kontaktaufnahme zu diversen Stakeholdern vor Ort. Der Besuch der Siedlung erfolgte in Begleitung eines lokal ansässigen Guides, welcher bei der Übersetzung von Kisuaheli oder einer Sprache der jeweiligen ethnischen Gruppen ins Englische unterstützte. Auch die erste Kontaktaufnahme mit Kleinunternehmen wurde dank des Guides erheblich erleichtert.
Mithilfe einer Stromzange konnten Messungen diverser elektrischer Geräte der Unternehmen getätigt werden. Dies hat den Zweck, ein Gefühl für vor Ort befindliche Unternehmenstypen, die Anzahl der im Betrieb befindlichen Geräte und einen Überblick über den resultierenden Strombedarf der jeweiligen Unternehmen zu erhalten. Stehen die im Energy-Hub angebotenen Dienstleistungen nach zukünftiger, weiterer Forschungsarbeit fest, wird die Dimensionierung durch die im Rahmen dieses Aufenthalts erhobenen Daten vereinfacht. Analysierte Unternehmen waren z. B. Metzgereien, Milch-, Fisch- und Gemüseverkäufer, Getreidemüller, Friseur- und Wäschesalons sowie Elektronikshop und Nähereien.
Die Elektrizitätsversorgung in Kingstone wird von informellen Energieversorgern organisiert. Der nationale Energieversorger KPLC hat sich mit Abbau aller Transformer aus der Region zurückgezogen, um bereits entstandenen illegalen Strukturen entgegenzuwirken und dadurch entstandene ökonomische Verluste zu minimieren. Bewohner von Kingstone zahlen nun nicht die monatlich verbrauchte Energie, sondern einen Betrag abhängig von der Kapazität der angeschlossenen Stromleitung. Dies hat für die Bewohner sowohl hohe, fixe Preise als auch eine unzuverlässige Stromversorgung zur Folge. Insbesondere in den Abendstunden kommt es häufig zu Blackouts, da in diesem Zeitraum verhältnismäßig viel Strom benötigt wird. Da Einkäufe und Erledigungen oftmals nach einem langen Arbeitstag in den Abendstunden getätigt werden, leiden besonders Geschäfte durch die abendlichen Stromausfälle an Umsatzeinbußen: Friseursalons mit elektrischen Rasierern können Kunden nicht bedienen, Nähereien und Waschsalons ihrer Arbeit nicht nachgehen.     
Als weitere große Herausforderung wurden zudem die fehlende Straßenbeleuchtung und die daraus resultierende mangelnde Sicherheit nach Sonnenuntergang in Kingstone identifiziert. Ein Energy-Hub kann den Bewohnern mithilfe portabler, solarbasierter Beleuchtung in dunklen Stunden Licht und damit Sicherheit bereitstellen. Auch können ausgewählte Unternehmen, die einem möglichst hohen Anteil der lokalen Bevölkerung in ihrem Alltag unterstützen, von einer stabilen Elektrizitätsversorgung durch den Energy-Hub profitieren.
Mit verschiedenen Stakeholdern wie der Muungano Alliance konnte erfolgreich Kontakt hergestellt werden. Die Organisation unterstützt den Prozess des Mukuru Slum Upgradings, also der Aufwertung der Region durch Infrastrukturentwicklung und Umstrukturierung. Insbesondere im Bereich der Energieinfrastrukturoptimierung wird eine Zusammenarbeit zwischen der Organisation und SEED als für alle Parteien gewinnbringend betrachtet.
Auch die Kooperation mit der NGO Mukuru Slums Development Project (MSDP), die den potentiellen Standort des Energy-Hubs zur Verfügung stellt, konnte in diversen Meetings vertieft werden.  
Die Erkenntnisse des Forschungsaufenthaltes werden im Rahmen des im Februar 2023 anstehenden Projektmeetings in Nairobi mit allen Projektpartnern diskutiert. Ebenfalls soll im Rahmen des Projektmeetings die zukünftige Zusammenarbeit mit Stakeholdern weiterhin gefestigt werden.
Das Projekt SEED wird vom DLR mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und läuft noch bis Ende März 2024. Für weitere, projektbezogene Informationen besuchen Sie gerne auch unsere Website.