„Ich kann ohne Weiteres sagen, dass THIntegriert für mich der Ausgangspunkt für einen Weg in eine neue Zukunft ist.“

Die Geschichte von Ömer Sungur inspiriert. Nach seiner Flucht nach Deutschland stieg der studierte Chemiker im Oktober 2020 als einer der ersten in das Qualifizierungsprogamm THIntegriert ein, mittlerweile hat er das Programm für Geflüchtete mit Hochschulabschluss erfolgreich abgeschlossen. Im Interview spricht der 40-jährige Familienvater über seine Erfahrungen bei THIntegriert und darüber, wie man es mit viel Mut und Selbstvertrauen schafft, in einem fremden Land erfolgreich Fuß zu fassen.

Porträtfoto Mann

Ömer Sungur ist einer der ersten Absolventen des Qualifizierungsprogramms "THIntegriert". Quelle: privat

Herr Sungur, woher stammen Sie und seit wann sind Sie in Deutschland?

Zunächst einmal vielen Dank, dass Sie mich zu diesem Interview eingeladen haben. Ich komme aus der Türkei und bin nun seit zweieinhalb Jahren in Deutschland.

Sie haben einen Bachelor- und einen Masterabschluss in Chemie, Sie waren drei Jahre im Ausland als Chemielehrer tätig und haben weitere sieben Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Universität gearbeitet. Was hat Sie motiviert sich für das Hochschulzertifikat THIntegriert zu bewerben?

Aufgrund des gesellschaftlichen Drucks und der Isolation in der Türkei war ich gezwungen, das Land zu verlassen. Ich habe viele Dinge in meiner Heimat zurückgelassen, aber ich hatte keine Wahl. Als ich in Deutschland war, wollte ich mich so schnell wie möglich integrieren. Ich war akademisch ausgebildet und hatte viele Erfahrungen in der wissenschaftlichen Forschung vorzuweisen und so wollte ich von Anfang an auf eigenen Füßen stehen. Ich wollte nicht von Sozialhilfe leben und hatte das Gefühl, dass ich der deutschen Gastfreundschaft auf meine Weise danken muss. Dieses Ziel kann ich erreichen, indem ich arbeite und anderen helfe anstatt Hilfe zu bekommen. Aber genau dafür brauchte ich eine gute Basis und um diese zu schaffen, war THIntegriert die beste Option für mich. Das ganze Programm ist auf unsere Integration in die Gesellschaft und die Arbeitswelt ausgerichtet und vom ersten Tag an habe ich verstanden, dass ich hier genau richtig bin. Und das liegt nicht nur an der Qualität des Programms, sondern auch an den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von THIntegriert, die sich für uns einsetzen.

In diesem Jahr haben Sie THIntegriert offiziell abgeschlossen – ein toller Erfolg! Was haben Sie für sich persönlich aus dem Programm mitgenommen? Und welche Erfahrungen bei THIntegriert haben Sie rückblickend besonders positiv in Erinnerung?

Um ehrlich zu sein, bin ich stolz darauf, einer der ersten Absolventen dieses Programms zu sein. THIntegriert ist mein erster Deutschkurs, mein erstes „Made in Germany“-Diplom, der erste Ort, an dem ich mich integriert fühle und an dem ich das Vergangene hinter mir lassen kann.

Ich kann ohne Weiteres sagen, dass THIntegriert für mich der Ausgangspunkt für einen Weg in eine neue Zukunft ist, insbesondere im Hinblick auf die schlechten Erfahrungen, die ich in meinem Heimatland gemacht habe.

Im Rahmen von THIntegriert haben Sie ein Praxissemester bei der Van Erp Chemische Produkte GmbH absolviert. Was sind Ihres Erachtens die wichtigsten Aspekte, um sich im deutschen Arbeitsmarkt erfolgreich zu integrieren?

Ich danke der Van Erp Chemische Produkte GmbH, dass sie mich als Praktikant aufgenommen hat. Das Praktikum hat meine Perspektive auf Integration verändert. Ich habe verstanden, dass ich so viel wie möglich und so intensiv wie möglich an der Gesellschaft teilhaben muss. Andernfalls funktioniert das mit der Integration nicht. Das Praktikum hat meine Sichtweise erweitert und mich motiviert, Teil dieses Landes zu sein.

Mit Blick auf die Zukunft: Welche (beruflichen) Pläne haben Sie?

Meine Bewerbung bei THIntegriert hat sich zu Beginn etwas schwierig gestaltet, da Chemie keine geeignete Fachrichtung für das Qualifizierungsprogramm ist. Aber ich habe den Mitarbeiterinnen meine Pläne für die Zukunft erklärt und habe das nette Team gebeten, mir eine Chance zu geben, um Chemie und IT im Programm miteinander zu verbinden. Gott sei Dank haben sie mir zugestimmt und nun ist es Wirklichkeit geworden: Ich mache eine Weiterbildung im Bereich „Cyber Security“. Warum sollte ich auch nicht zukünftig in einem Chemieunternehmen arbeiten? Gerade in dieser Branche gibt es viele Innovationen, die der Menschheit dienen und diese müssen im Laufe der Zeit immer mehr geschützt werden.

Vielen Dank für das nette Gespräch. Ich bin sehr froh, dass ich die Möglichkeit hatte, meine Gefühle und meinen Dank an die Öffentlichkeit zu richten, denn diese Mühe und dieses Engagement sind es einfach wert.

THIntegriert: Das Qualifizierungsprogramm für Geflüchtete mit Hochschulabschluss

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