Studierende übernehmen Sanierungsplanung für ein Gemeindehaus in Namibia

Fächerübergreifend und interdisziplinär erarbeiten die Studentinnen und Studenten des neuen Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen-Bau ein Konzept, das sie nicht nur fachlich weiterbringt, sondern durch das sie auch viel über Land und Leute lernen.

Studierende und Professorin im Seminarraum.

Studiengangleiterin Prof. Dr. Jana Bochert bespricht mit (von links) Patrick Seel, Maximilian Gottschall und Shayan Thiele das Projekt. (Quelle: THI)

Die Toiletten sind beschädigt, eine Klobrille fehlt. Von den Wänden rieselt der Putz und mehrere Scheiben sind eingeschlagen. Das Gemeindehaus von Tsumkwe ist in keinem guten Zustand. Studierende des neuen Campus Neuburg, der Außenstelle der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI), wollen das ändern. Sie erarbeiten derzeit fächerübergreifend und interdisziplinär über das gesamte erste Semester hinweg ein Sanierungspaket, das Anfang nächsten Jahres nach Namibia geschickt werden soll. Darin enthalten sein sollen nicht nur die Pläne zur Baukonstruktion, sondern auch Tragwerksplanung, Kostenschätzung und vieles mehr – kurzum alles, was für die Sanierung eines Gebäudes nötig ist.

Prof. Dr. Jana Bochert, Studiengangleiterin für Wirtschaftsingenieurwesen-Bau, hat den „Auftrag“ an Land gezogen. Der Kontakt nach Namibia besteht an der THI durch das Forschungsprojekte „Proceed“ schon länger. Wissenschaftler untersuchen und analysieren in Tsumkwe sogenannte Mini-Grids, Inselnetzsysteme für die Energieversorgung, denn die Gemeinde liegt derart abgelegen, dass sie nicht an das nationale Stromnetz angeschlossen werden kann. In diesem Zuge kam die Idee auf, aus Deutschland auch Hilfe bei der Instandsetzung des Gemeindehauses zu liefern.

So sieht Praxisbezug an der THI aus

Für die Studierenden bietet sich dadurch die einmalige Chance, gleich zu Beginn ihres Studiums mit einem realen Auftrag konfrontiert zu werden. Dort, wo andere lediglich fiktive Ideen erarbeiten, können die Studentinnen und Studenten des neuen THI-Studiengangs praktische Erfahrung sammeln. „Man lernt die Dinge damit nicht nur, um eine Klausur zu bestehen, sondern um das Gelernte konkret anwenden zu können“, schwärmt Studentin Sara Avdic. Zusammen mit ihren Kommilitoninnen und Kommilitonen hat sie schon in der ersten Studiumswoche der Kreativität freien Lauf lassen können. „Ich wollte, dass sie einfach drauf los entwickeln“, erklärt Rainer Strauß die Idee dahinter. Der Stuttgarter Architekt unterrichtet Baukonstruktion. Entstanden sind vier Projektvorschläge, die die Studierenden einer Jury präsentierten und aus denen am Ende ein Entwurf abgeleitet wurde. Dieser wird nun weiterverfolgt – mit allem, was dazu gehört.

Die Studierenden müssen sich also nicht nur überlegen, was an dem Gebäude erhalten bleiben beziehungsweise was erneuert werden muss, sondern müssen sich auch mit den Gegebenheiten vor Ort und der Kultur der Menschen befassen. Wie sieht es mit der Wasser- und Abwasserversorgung aus? Mit welchen Materialien wird dort gebaut? Wie ist der Zustand der Straßen und kann Arbeitsmaterial überhaupt dorthin transportiert werden? Wenn ja, zu welchem Preis? Und vor allem: Wie leben die Menschen dort, welche deutschen Errungenschaften nehmen sie an und welche nicht? Die wassergespülte Toilette zum Beispiel nicht.

Mit den Gegebenheiten und der Kultur der Menschen vor Ort befassen

„Man entwickelt einen persönlichen Bezug zu dem Projekt“, nennt Student Maxi Gottschall einen der Vorteile, den das fächerübergreifende Konzept mit sich bringt. Immer wieder wird im Unterricht die Brücke geschlagen zu den deutschen Bauvorschriften, DIN-Normen, Baumaterialien und vielem mehr. Welche Fundamente gibt es und welches eignet sich am besten für das namibische Gemeindehaus? Wie dichtet man es am besten ab? Wie geht man mit Lehm als Bausubstanz um?

Am Ende soll ein Sanierungsvorschlag stehen, der den Menschen in Tsumkwe einen attraktiven Anlaufpunkt bietet für Feiern und Veranstaltungen, einen sozialen Treffpunkt mit einer kleinen Teeküche, einem Fußballplatz und einer schattigen Veranda vor der Tür. Kurzum: einen Ort, an dem die Menschen zusammenkommen und sich wohl fühlen. „Wenn wir das schaffen, haben wir viel erreicht und unsere Studierenden viel gelernt“, fasst es Prof. Dr. Jana Bochert zusammen.

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