Tagung des wissenschaftlichen Beirats von CARISSMA: Sicheres Autonomes Fahren im Schulterschluss von Wissenschaft und Industrie

EIn Tagungsbericht von CARISSMA

Foto: Der Wissenschaftliche Beirat von CARISSMA tagte zum neunten Mal. Quelle: THI

Am 22. Oktober kam der wissenschaftliche Beirat von CARISSMA zu seiner 9. Sitzung an der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI zusammen. Mit ausgewiesenen Vertretern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verkehrspolitik begleitet der wissenschaftliche Beirat die Forschungsprogrammatik von CARISSMA und berät das Forschungs- und Testzentrum bei strategischen Fragestellungen speziell zu Technologie- und Wissenstransfer. Damit profitiert die Forschung in CARISSMA nachhaltig von einer engen Vernetzung mit dem Ziel der Erhöhung der Sicherheitsstandards im Verkehr sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene.

Neben einem Rückblick auf das zurückliegende, von den Beiratsmitgliedern als äußerst erfolgreich empfundene Jahr standen aktuelle Anträge sowie künftige Maßnahmen insbesondere zur europaweiten Profilbildung auf der Agenda.

THI-Präsident Prof. Walter Schober begrüßte die Beiräte und stellte kurz die geplanten Maßnahmen zur Erweiterung der Hochschule und Stärkung der Forschung durch das geplante Fraunhofer-Anwendungszentrum sowie das geplante Zentrum für Künstliche Intelligenz vor.

Prof. Thomas Brandmeier führte in die laufenden CARISSMA-Aktivitäten ein, indem er einen kurzen Abriss über das für den Hermes Award nominierte integrale Sicherheitssystem SAFE gab, welches auf der diesjährigen Eröffnungsveranstaltung der Hannover Messe 2018 im Beisein von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel sowie Vertretern der beiden nominierten Institutionen, der Continental AG und der THI, gewürdigt wurde. Hierbei geht es in erster Linie darum, die Potenziale bereits bewährter, getesteter Systeme noch besser auszuschöpfen, um in einem ersten Schritt möglichst kurzfristig einen Beitrag zur Verringerung von Verkehrsopfern zu leisten.

Was die mittel- und langfristigen Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit angeht, konnte Prof. Brandmeier neben „SAFE 2“ eine Vielfalt neuer, sowohl von der öffentlichen Hand akquirierten als auch industriegetriebener Projekte vorstellen, darunter das erst wenige Tage zuvor offiziell genehmigte BMBF-Fördervorhaben MuVIT (Absicherung multisensorischer Umfelderfassungssysteme in einer virtuellen Testumgebung für automatisiertes Fahren) mit einem Gesamtvolumen von rund 750.000 Euro (BMBF-Förderkennzeichen 13FH578IX6).

Ein weiteres Vorhaben ist das vom BMVI genehmigte Forschungsprojekt SAVe mit einem Fördervolumen in Höhe von weiteren knapp 990.000 Euro, dessen Zuwendungsbescheid (Förderkennzeichen 16AVF2145F) Ende September persönlich überreicht wurde. Der Beirat begrüßt dabei ausdrücklich die Fokussierung zukünftiger Forschungsaktivitäten in Richtung Sicheres Automatisiertes bzw. Autonomes Fahren. Ein wesentlicher Baustein ist hier der geplante Regionalverbund Autonomes Fahren in Ingolstadt mit dem Aufbau einer Teststrecke „Erste Meile“ im Mischverkehr.

Die Auslastung des Forschungsbaus, so Prof. Brandmeier, gelte über diese und weitere eingereichte nationale Projekte in nahezu sämtlichen Bereichen und über die nächsten Jahre als gesichert. Nächster konsequenter Schritt, den CARISSMA ab diesem Semester angehe, sei die Vernetzung mit weiteren europäischen Fahrzeugsicherheitszentren mit der langfristigen Zielsetzung, einen weithin sichtbaren europäischen Verbund derartiger Player zu schaffen. Gerade das Sichere Autonome Fahren sei eine Herausforderung, der man sich nur über etablierte Grenzen hinweg stellen könne.

Vor diesem Hintergrund, so Beiratsmitglied Michael Neumayer, sei ein enger Schulterschluss zwischen Hochschule bzw. Forschungsbau auf der einen und der Industrie auf der anderen Seite unverzichtbar. Die mit steigendem Automatisierungsgrad auftretenden Herausforderungen bezüglich Absicherung aber auch Akzeptanz in der Bevölkerung können nur gemeinsam gestemmt werden. Entscheidend sind in diesem Zusammenhang die herausragenden und einmaligen technischen Möglichkeiten im Forschungs- und Testzentrum, die hier mögliche Vernetzung verschiedener Stakeholder (Fahrzeughersteller, Zulieferer bis hin zu Forschungseinrichtungen) sowie die Nähe von CARISSMA zur Bevölkerung als öffentliche Forschungseinrichtung dazu beitragen könne, irrationale Ängste vor dem Autonomen Fahren zu nehmen. Denn erst die Marktdurchdringung schaffe im zweiten Schritt wieder erneute Innovationen.

Weithin sichtbar, so freute sich Prof. Brandmeier, sei CARISSMA mittlerweile hinsichtlich der Kooperationen mit Lateinamerika geworden. Erst in der vorausgegangenen Woche habe eine brasilianische Gruppe von Wissenschaftlern und Studierenden aus dem Bereich Verkehrspsychologie dem Forschungsbau einen Besuch abgestattet. Nicht zuletzt seien im Bereich der Fahrzuginnenraumüberwachung interessante Industrieprojekte nicht nur mit Schnittmengen nach Lateinamerika sondern auch zu anderen Branchen angestoßen worden.

Damit schließe sich wiederrum der Kreis zur Nominierung für den Hermes Award auf der Hannover Messe, die als eine der wichtigsten Technologieleitmessen derartige interdisziplinär angelegte Ideen mit Blick auf die Umsetzung weltweit begleitet. Dies nahm der wissenschaftliche Beirat zum Anlass, auch eine Messebeteiligung auf der IAA 2019 anzuregen.

Zum Abschluss konnten die Beiräte bei einem interaktiven Fahrversuch zum Automatisierten Fahren ein Fahrzeug vom Konferenzraum aus teleoperiert steuern. Die zugrundeliegende Technik ist dabei vollständig in CARISSMA entwickelt worden und wird für die zukünftige Automatisierung des Versuchsbetriebs sowohl auf der Outdoor- wie auch der Indoor-Versuchsfläche genutzt werden.